Wann soll man vorlesen?

Je öfter, umso besser! Ideal ist es, täglich oder zumindest mehrmals pro Woche vorzulesen. Vorlesen als fester Bestandteil des Alltags schafft Geborgenheit und gibt einen festen Rahmen zum kontinuierlichen Austausch und vielfältige Gesprächsanlässe. Wird beispielsweise jeden Abend vorgelesen und eine fixe Routine gebildet, ist das Vorlesen ein gemeinsames Ritual, das wie ein Anker im Alltag wirkt.
Rituale sind für Kinder besonders wichtig, da sie Abläufe strukturieren und stabilisierend wirken. Regelmäßiges Vorlesen schafft Sicherheit, Vertrauen und Orientierung, wichtige Voraussetzungen für eine glückliche geistige und soziale Entwicklung. Aber auch unterwegs ist ein Buch der ideale Begleiter, um Wartezeiten zu verkürzen und Leerläufe in eine wertvolle gemeinsame Zeit zu verwandeln.

Wo? Orte des Vorlesens

Vorlesen geht natürlich überall – auch im Bus oder im Wartezimmer. Ideal ist es, sich eine kuschelige und ablenkungsfreie Umgebung zu schaffen und mögliche Störquellen zu vermeiden. Vorlesen als Bildungs- und Entwicklungsanreiz leistet einen zentralen Beitrag zur ganzheitlichen Erziehung und entfaltet in einer gemütlichen Atmosphäre sein ganzes Potenzial. Also: Weg vom Fernseher, Tablet oder Handy, her mit Kuschelkissen, Buch und Leselicht!

Wie? Tipps zum Vorlesen

Lesen Sie langsam und deutlich, am besten halblaut. Sehr lautes Lesen ist anstrengend für die Stimmbänder ebenso Flüstern. Sie können den Figuren einer Geschichte auch unterschiedliche Stimmen verleihen und das Gelesene durch Mimik und Gestik unterstützen. Dabei gilt: Je jünger das Kind, umso stärker wirken Gesichtsausdruck und Betonung.

Selbstbestimmung

Lassen Sie Ihr Kind die Geschichte oder das Buch selbst auswählen. Das erhöht die die Vorfreude und lässt Kinder Selbstwirksamkeit erleben Wichtig ist, dass Kinder ihre eigenen Bücher haben, aus denen sie auswählen können. Überraschen Sie Ihre Kinder öfter mal mit einem neuen Buch, dann steigen die Spannung und die Freude auf das Vorleseerlebnis. Haben Sie mehrere Kinder, kann die Geschichte abwechselnd ausgesucht und Streit vermieden werden.

Geduld und Wiederholung

Geduld ist gefragt! Kinder haben oft Lieblingsgeschichten, die sie immer wieder hören möchten. Selbst wenn Sie zum gefühlten hundertsten Mal ein Buch lesen: durch Wiederholungen lernen Kinder am besten.

Unterbrechungen

Kinder unterbrechen manchmal den Vorlesefluss, weil sie Fragen haben oder unruhig sind. Versuchen Sie, Fragen zu beantworten und fassen sie komplexe Handlungen absatzweise zusammen. Sie können auch Rückfragen an die kleinen Zuhörer und Zuhörerinnen stellen: „Wieso glaubst Du, ist die Maus heute so fröhlich?“ „Was denkst Du, wie geht es Anna im Krankenhaus?“ Sollten die Rückfragen überhand nehmen, können Sie Ihrem Kind auch vorschlagen, den aktuellen Absatz fertigzulesen und danach zu den Fragen zu kommen. Zeigen sie dabei unbedingt im Buch, bis zu welcher Stelle sie lesen wollen und achten Sie dabei, die Fragen nicht zu lange aufzuschieben. Danach kann das Gelesene besprochen werden. Diese kleine Übung erhöht die Konzentrationsfähigkeit und Geduld von Kindern.

Nach dem Lesen

Viele Kinder lieben es, am Ende der Geschichte kleine, selbst ausgedachte Quizfragen zum soeben Gelesenen zu beantworten. So kann sichergestellt werden, dass das Gelesene verstanden wurde. Stolz und Freude sind kostbare Erfahrungen, die Sie mit Büchern Kindern schenken können. Vorlesen fördert die kognitive, soziale und emotionale Entwicklung von Kindern. Dies glückt, wenn Kinder die vorgelesene Geschichte verstanden haben und die Möglichkeit haben, das Vorgelesene zu besprechen und darüber gemeinsam nachzudenken. Es gibt aber auch Tage, an denen das Vorlesen nicht gut klapp, weil Unruhe oder Müdigkeit zu groß sind. Zwingen Sie Kinder nicht zum Vorleseritual – denn Vorlesen soll Freude machen!

 

Was Kinder gerne lesen!